Korsika 2003

Bonifacio, hoch über den Kreidefelsen ... Korsika-Süd
Bonifacio, hoch über den Kreidefelsen ... Korsika-Süd

Auf Korsika waren wir schon mehrmals ... früher reiste auch noch Töchterchen mit, wenn wir in der Hochsaison (wegen der Ferien) in Bravone oder Moriani Plage waren ... doch eigentlich zieht es uns mehr in den Süden von Korsika.

21. August 2003

 

Gegen 11.00 Uhr ging es los in Richtung Irschenberg. Der Sommer, der wunderschöne, auch in Deutschland, brachte es nochmals auf satte 30 °C. Wir sind, wegen der schlechten Straßen auf Korsika mit dem Renault unterwegs, der bald verkauft werden soll (in Zahlung gegeben, wenn das Neue kommt). Unvermittelt kam wieder einmal das Geräusch vom Renault, wie wir es schon vor einer Woche erlebt hatten, als wir nach Reichenbach fuhren. Ich dachte noch, dass klingt wie ein aufgedrieselter Keilriemen. Aber Uwe meinte, es sei alles okay. Kurz vor Irschenberg kam dann ein Batterie-zeichen im Display und auf dem Rastplatz fiel auch noch die Lenkhilfe aus. Wir sind dann zur Tankstelle gelaufen und man sagte uns, dass in etwa 200 Meter eine Werkstatt sei. Die konnten uns aber nur mit einem Spezialfahrzeug abschleppen. Also wurde der Renault im Huckepack zu einer Renaultwerkstatt gefahren. Da waren die ersten 130 Euro der Urlaubskasse weg. Zum Glück konnte man uns relativ schnell helfen in der Werkstatt und die Bayern waren auch wirklich nett. Die Reparatur der zwei Keilriemen kostete noch mal 85 Euro. Nun war es schon Abend und wir suchten gleich dort in der Nähe einen Gasthof oder Hotel. Aber entweder war am Donnerstag gerade Ruhetag oder der Gasthof hatte keine Zimmer. Also sind wir doch wieder bis zum Motel „Am Irschenberg“ gefahren und haben dort für 92 Euro die Nacht eingecheckt. Nachts quälte uns ewig lange eine Mücke. Aber das Biest war nie zu sehen. Nur zu hören, wenn das Licht aus war.

Korsika - Palombaggia
Korsika - Palombaggia

22. August 2003

Früh lagen die Alpen noch im Morgendunst und die Sonne schien, aber die Nacht war viel zu kurz.

Wir kamen gut durch bis Genua. Ich hatte immer mal wieder Bedenken, ob der Renault das noch durchhält? Schließlich hatte er schon 131.000 Kilometer auf dem Buckel. Er trug uns schon zweimal nach Korsika, bis zur Insel Zakynthos in Griechenland, nach Kroatien, in die Camargue nach Südfrankreich und nach Paris, sowie mehrmals nach Italien. Kreuz und quer durch Deutschland noch gar nicht erwähnt. Mit seinen fünf Jahren ist er nun schon ein alter Weltenbummler geworden. Ich hatte schon vor der Urlaubsfahrt so ein ungutes Gefühl ...! Ich war froh, als wir endlich in Genua ankamen. Schließlich wartet so ein Schiff nicht auf verhinderte und verspätete Passagiere. Wir hatten aber noch viel Zeit bis zur Einschiffung und die „Moby Freedom“ war noch gar nicht da. Bei 34 °C ging das leidige Toilettensuchspiel los. Das Klohäuschen an unserem Abfahrtskai war unter aller Sau, aber wir fanden andere, saubere. Gegen 19.30 Uhr kam die Moby–Fähre in Sicht. Ich ging als Erste und holte schon mal unseren Kabinenschlüssel. Uwe fuhr das Auto in die Bordgarage. Die Kabine war schön und freundlich eingerichtet. Um 22.00 Uhr standen wir an Deck und schauten uns im Dunkel der Nacht die Lichter der auf Bergen erbauten Großstadt Genua an, wie sie immer kleiner wurden. Dann schnell noch duschen, was essen und ab in die Kojen. Um Mitternacht war ich endlich einmal eingeschlafen und gegen 2.30 Uhr jagten die lustigen Seeleute der „Moby Freedom“ für kurze Zeit versehentlich Musik durch den Kanal für Ansagen. Wir, natürlich wieder hellwach! Ab da konnte ich nicht mehr richtig schlafen und war hundemüde, als kurz vor 6.00 Uhr der Wecker klingelte.

23. August 2003 - Anfahrt über Sardinien

 

Unser Weckruf war genaues Timing, denn fünf Minuten später klopfte schon der Steward an die Kabinentüren und wünschte allen „Boungiorno“. Eine Stunde später hatten wir die Kabine geräumt und sahen uns vom Freideck die Einfahrt in die längliche, fast fjordartige Bucht von Olbia an. Einen wunderschönen Sonnenaufgang bekamen wir auch noch geboten. Gegen 8.00 Uhr waren wir vom Schiff und fuhren die Costa Smeralda auf Sardinien entlang bis Porto Cervo. Es ist auch eine sehr schöne, noch ursprüngliche Landschaft und die Sarden bauen wie die Nachbarinsel Korsika ihre Gebäude nicht sehr hoch. Alles passt hervorragend in die Umgebung. Dann weiter nach Baia Sardinia und über Serpentinen-straßen nach Palau. Der Strand dort war auch recht hübsch und klares Wasser. Gegen 10.00 Uhr waren wir dann aber schon in Santa Teresa di Gallura und es stand noch eine Moby–Fähre dort. Ich sagte zu Uwe, dass wir es doch probieren sollten, ob die uns jetzt schon mitnehmen. Wir hatten ein Ticket für zwei Abfahrten später! Nach ein wenig zögern, nahmen sie uns „Avanti, avanti“ dann doch mit. So brauchten wir nicht noch Stunden auf die nächste Abfahrt warten. Einen kurzen Überblick hatten wir uns auf der Fahrt von Olbia nach Santa Teresa verschaffen können.  Wir wählten die Anfahrt so "umständlich", weil wir eine Nachtfähre wollten und die gibt es nach Korsika nicht. Dann sind wir drüben auf Korsika. Zwischen Bonifacio und Porto Vecchio hatte es einen Waldrand gegeben. Wir sahen verbrannte Vegetation, Häuser und ausgebrannte Autos und Traktoren. Dieser Sommer war in ganz Europa knallheiß. Wir schwitzten außerhalb des Autos nun auch bei 34 °C und die Knallfrösche von TUI hatten uns als Anfahrtsweg irgendeinen Mist geschrieben. Wir fuhren genau so wie die es beschrieben hatten, aber da ist nach 200 Metern keine Ferienanlage und auch die T-Kreuzung gab es nach dem Kreisverkehr am Supermarkt „Géant“ nicht. Also kehrten wir um und fuhren die Strecke noch einmal genau nach Anweisung von TUI. Wieder war keine Ferienanlage zu finden. Uwe fuhr wieder hinter den „Géant“–Markt und hielt erst einmal an. Wieder und wieder lasen wir die Anfahrtsbeschreibung und konnten es nicht fassen. Wir beschlossen an der selben Stelle wie vormals zu wenden und die Strecke noch mal abzufahren. Plötzlich sah ich ein Schild „Residenz U Lagoverde“. Ich sagte: „Mensch, hier ist es doch!“ Da hatten wir quasi davor gestanden und gewendet. Nur durch Zufall sind wir da drauf gestoßen. Nach der TUI–Beschreibung würden wir heute noch T–Kreuzungen suchen, die es nicht gab. Wir waren jedenfalls heilfroh. Da wir noch nicht in die Wohnung konnten, sind wir mit unseren Strandgepäck ca. 500 Meter einen Trampelpfad bis zum Strand hinunter. Dort waren wir ganz allein, so war das Umziehen auch kein Problem. Jedoch eine echte Abkühlung war das badewannenwarme Meer des Golfes von Porto Vecchio nicht gerade. Um 14.00 Uhr durften wir in unsere Wohnung, obwohl es sonst eigentlich erst ab 17.00 Uhr geht. Die ältere Frau an der Rezeption ist Deutsche und nett. Das Studio, welches wir gebucht hatten, ist recht hübsch. Auch einen großen Eckbalkon/Dachterrasse hatten wir, aber wer wollte da schon in die Hitze, wenn dass Appartement eine Klimaanlage hat? Da heißt es Fenster zu und Klima an. So hielt es sich sehr gut aus! Koffer haben wir dann gleich ausgepackt und wir waren im nahen „Géant“ einkaufen.

24. August 2003

Vormittags waren wir an diesem Sonntag nach Santa Giulia gefahren und sind am Hauptstrand des Golfes im glasklarem Wasser geschnorchelt. Danach haben wir die Zufahrt zu der kleinen nördlichsten Bucht von Santa Giulia gesucht. Da fanden wir es vor zwei Jahren am allerschönsten. Aber erst der zweite Versuch brachte uns zu der richtigen Zufahrt. Oben haben wir wieder einen Halt gemacht und ich habe die Bucht gefilmt und fotografiert. Die grandiosen Farbtöne über Türkis, Hell- und Dunkelblau faszinieren mich immer wieder. Dann sind wir noch bis hinunter gefahren und dann in die Ferienwohnung nach Porto Vecchio zurück. Da wir vergessen hatten einzukaufen und der Hyper U und der Géant geschlossen hatten, aßen wir das, was noch da war. Uwe kochte uns am Abend noch eine Nudelsuppe aus der Tüte und dann sind wir noch Porto Vecchio zum Hafen gefahren. Dort gab es Melonen, Tomaten, Gurken und Zwiebeln. Ein wenig den Hafen hinauf und hinunter flaniert, dann hatte man das „Sehen und Gesehen werden“ auch schnell über – wir jedenfalls. Es gab aber hübsche Lokale unter Palmen und anderer schöner Mittelmeervegetation mit Blick auf die Yachten. Es war am Abend immer noch sehr schwülwarm.

U Lago Verde in Porto Vecchio ... schöne Ferienanlage :o)
U Lago Verde in Porto Vecchio ... schöne Ferienanlage :o)

25. August 2003

Heute zogen schon am Vormittag Wolken auf und so entschlossen wir uns dazu, ein bisschen herum zu fahren und andere schöne Buchten und Strände abzuklappern. Die Sonne kam immer wieder durch und es war wieder bis 36 °C heiß. Erst fuhren wir in Richtung Süden, aber dann staute sich der Verkehr kilometerlang. Also kehrten wir um in Richtung Norden. Dort schauten wir uns den Strand bei San Cyprianu an. Auch sehr schön und klares Wasser. Dann fuhren wir nach Pinarello. Dort das Gleiche ... nett und schön, aber nicht so, dass wir gleich ins Wasser wollten. Wir fuhren also weiter und dann ging die Hauptstraße wieder in Schlängeln an den Bergen entlang und man gewann traumhafte Eindrücke und blickte in wunderschöne Buchten, zum Beispiel von der Anse Tarcu und der Anse Favone. Dort hielten wir oben an und ich filmte mal wieder den herrlichen Blick hinunter. Dann entdeckten wir, wie ein junger Mann dort einen steilen Hang hinab stieg und wollten es ihm gleich tun. Und so zog ich mich um und ab ging es zu dieser Bucht. Die Sonne schien wieder und wir stiegen gleich in die wohltuende Erfrischung. Das Wasser war hervorragend. Ich musste wie immer, fotografieren und filmen. Von den Bergen her kam eine dunkle Gewitterfront heran. Also packten wir wieder ein und ich ging mit der Fotoausrüstung im Rucksack, meinen Schuhen und der Handtasche am Strand entlang in Richtung Parkplatz. Uwe musste die steile Böschung wieder hoch, weil ja oben das Auto stand. Am Parkplatz stieg ich im nassen Badeanzug und Shirt ins Auto. Alsbald plätscherte und Blitzte es heftig. Korsika brauchte den Regen unbedingt. In Porto Vecchio kamen dann aber nur noch ein paar Tropfen an. Jedenfalls war unsere Wäsche auf der Dachterrasse noch fast trocken. Ich zog mich um und dann gingen wir im Hyper U einkaufen. Heute haben wir tüchtig geschlemmt in der Ferien-wohnung. Auf der Terrasse sitzend haben wir die Miezekatzen beobachtet, die hier herum laufen. Eine dreifarbige stieg vorsichtig rückwärts den Baum vor unserer Wohnung herunter und miaute . Am Abend aßen wir wieder einen Salat mit Olivenöl und dann hofften wir, dass der Strom uns erhalten bleiben würde. Der fiel heute schon ein paar mal aus für eine kurze Weile. Beim Schreiben am Laptop wäre das blöd, aber vielleicht gleicht der Akku ja die Stromschwankungen aus.

26. August 2003

An diesem Dienstag waren wir in der wundervollen Bucht von Santa Giulia, an der Seite wo das Schnorcheln noch mehr Spaß macht. Der Strand war relativ voll. Der August ist schließlich auch der Hauptreisemonat für die Italiener und Franzosen. Gegen Mittag wurde es aber wieder leerer. Ich war sowieso meist am Schnorcheln in diesem lagunenblauen Wasser und sah wieder viele verschiedene Fische. Manchmal einzelne oder in kleinen Gruppen. Über und in einem ganzen Schwarm schwamm ich ewig lange herum. Es war fantastisch. Mit einem Mal änderten die kleinen Fische im Schwarm ruckartig die Richtung und schwammen allesamt in Richtung Strand. Ich dachte, da muss doch was los sein und sah mich um. Ein großer Fisch, ein Barsch, war hinter den kleinen her. Ich habe dann versucht den großen ein wenig zu verscheuchen und der Schwarm blieb tatsächlich in meiner Nähe, so als könne ihm nichts passieren. Das fand ich supertoll ... ich als Beschützer des Schwarms, als Retter der Kleinen und Schwachen „flog“ ich auf dem Wasser liegend über den Fischen. Natürlich merkte ich nicht, dass ich einen Sonnenbrand bekam auf dem Rücken und an den Armen. Es war ein wunderschöner Tag an Santa Giulias Bucht. Am Abend warteten wir auf den Hausmeister, dass der uns wieder Strom auf den Ventilator und auf die Lampen in Küche und Bad machen möge. Denn am Vorabend als ich meinen Laptop ausmachte und den Stecker zog, knallte es fürchterlich und die Glühbirnen brannten durch. Wir aßen auf der Dachterrasse unseren mediterranen Salat und Weißbrot. Als wir später wieder in die Wohnung gingen, hatten wir wieder Licht. Wir hatten gar nicht bemerkt, dass der Hausmeister da war. Er hat uns auch vorsorglich eingeschlossen für die Nacht. :o)

27. August 2003

Dieser Mittwoch veränderte schlagartig unseren Urlaubsalltag von einer Minute zur anderen. „Socke“ trat in unser Leben. Das heißt, erst mal war er nur ein Kater, der unten auf dem Parkplatz lag. Dann kam er in Richtung unseren Treppenabsatz und ließ sich von Uwe streicheln. Blitzschnell ließ er sich in den Staub fallen und bot seinen Bauch dar. Grenzenloses Vertrauen also von Anfang an war gegeben. Gut, dachte ich mir, er wird spüren, das wir Katzen–Narren sind. Dann fuhren wir einkaufen. Im Supermarkt überlegte ich kurz Katzenfutter mit zu nehmen, lies es aber dann sein. Wer weiß, ob der Kater nachher noch da wäre? Wir klapperten den „Hyper U“ und den „Géant“ ab und fuhren unsere Vorräte zur Ferienwohnung. Der graugetigerte Kater war immer noch da, ließ sich wieder streicheln und legte sich bei 40 °C Hitze unter das noch wärmere Auto. Uwe brachte die Taschen nach oben und kam wieder herunter. Ich traute mich nicht, die Katze hochzunehmen. Manche, gerade freilaufende, werden ja dabei geradezu zu Furien. Aber er ließ sich von Uwe in die Wohnung tragen. Das war Fehler Nummer Eins! Der ausgemergelte kleine Katzenkörper verschlang eine in Stücke geschnittene Wiener Wurst. Der Hunger war zu groß. Dann, und das war Fehler Nummer Zwei, ließen wir ihn in der Wohnung und auf dem Balkon herumlaufen und er fühlte sich gleich heimisch. Er ließ sich Streicheln und war der liebste Kater der Welt. Er hat den nervenstarken Charakter unserer Grizabella und sieht ihr durch die Fellfärbung verdammt ähnlich. Wenn Grizzy hier unser Fremdstreicheln erfahren würde – die blanke Eifersucht würde sie wieder erfassen, dessen war ich mir sicher! Aber Korsika liegt ca. 1600 km von der Heimat entfernt und unsere Katzendamen Sissy und Grizabella sind inzwischen gewohnt, dass wir mehrmals im Jahr Koffer packen und für ein paar Wochen verschwinden.

Der Korsikanische Kater jedenfalls nutze die Gelegenheit als Uwe aufstand und besetzte dessen Terrassenstuhl. Er machte es sich bequem, als wäre er schon immer bei uns gewesen. Fehler Nummer Drei ... wir ließen ihn gewähren und dort liegen. Uwe meinte nur: „Das ist aber eine alte Socke.“ Ich überlegte kurz – „Socke“ passte prima zum Kater. Ich beschloss, dass ich noch einmal zum nahen Géant“ laufe, um Katzenfutter zu holen. Denn Wurst ist ja auf Dauer nicht gesund für Mini–Tigermägen. Der Wind wehte heiß aus Richtung Süden. Bestimmt der berüchtigte Schirokko, dachte ich, der aus der Sahara heiße Luft heran wehte. Es war immer noch brüllend heiß. Ich schlenderte über den Parkplatz, sah die schroffen Berge im Hintergrund und dachte: „Ach wie herrlich, Korsika – ich liebe dich auch!“ Wieder zurück verdrückte Socke gleich eine kleine Schale mit Katzenfutter. Er schlang riesige Brocken in sich hinein, so schnell konnte ich es mit der Gabel gar nicht klein drücken. Er soff mehrere kleine Becherchen Kaffeesahne und ruhte sich dann wieder aus. Gegen 14.30 Uhr wollten wir uns aber aufmachen, um in die Bucht von Rondinara zu fahren. Zum Glück hatte Socke ausgeschlafen. Er stand auf und miaute kurz. Ich machte die Tür auf und er lief auf den oberen Treppen-absatz, putzte sich noch einmal kurz und schwups lief er die Treppen hinunter. Als wir zum Auto gingen, war er fort.

Nun fuhren wir die paar Kilometer Richtung Süden und kamen in die Gegend, wo vor Kurzem noch ein Waldbrand auf Korsika tobte. Jedenfalls mussten wir durch diese nun unwirtliche und wie Mondlandschaft wirkende Gegend über die Berge fahren, wenn wir nach Rondinara wollten. Es gab nur diesen einen Weg. Am Anfang dieser Straße hatte man ein Warnschild aufgestellt „Chaussee Deformée“. Nun hatte ja Korsika noch nie schöne Straßen und die Nebenstraßen zu den Buchten waren sowieso mehr geteerte Feldwege, aber dieser von der Hitze des Feuers verformte Asphalt war die Krönung. Die sowieso unbefestigten Straßenränder waren extrem bucklig geworden. Bei uns in Deutschland wäre es vielleicht zur Einbahnstraße deklariert worden oder man hätte mit Ampeln den Gegenverkehr geregelt. Hier musste aber auf den extrem schmalen und deformierten Wegen der Verkehr aneinander vorbei. Wie gesagt, es gab nur diesen einen Weg und der schlängelte sich zu allem Spaß auch noch abenteuerlich in Serpentinen windend über schwindelnden Höhen und Abgründen dahin. Früher hätte hier die dichte Macchia und das Grün der Korkeichenwälder den Blick ins Tal wenigstens ein bisschen gedämpft, aber nun waren die Baumgerippe nur noch ein wenig Holzkohle. Ich dachte daran, dass bei einem eventuellen Abrutschen von der maroden Fahrbahn, diese verkohlten Bäume kein Auto mehr aufhalten würden. Sie würden wegbrechen wie Streichhölzer und die Freifahrt ins Tal wäre gesichert! Hoch zu fahren und den Gegenverkehr vorbei zu lassen, war die eine Sache. Aber man musste hier ja auch wieder herunter ... an der Außenseite der Serpentinen entlang, versteht sich. Hinter dem Gebirge sah man, dass manche Bungalows und vereinzelte Häuser einen Schutzengel hatten. Sie blieben von der Feuersbrunst verschont. Es wurde auch wieder grüner und dann taten sich schon ab und an fantastische Ausblicke in die Bucht von Rondinara auf.  Jedenfalls kennen wir ja die Karibik von einer Kreuzfahrt her und wissen, dass es da sehr schön, aber nicht schöner war. Die Farben des Wassers der fast kreisrunden Bucht wechselten von Türkis, Lagunenblau und Saphirblau in allen nur erdenklichen Abstufungen. Wir fuhren bis auf einen Parkplatz und setzten uns an den Sandstrand. Im Wasser konnte man beim Schwimmen auch ohne Taucherbrille bis auf den Grund sehen.

Uwe schnorchelte in großen Fischschwärmen und es war ein herrlicher Nachmittag. Vor der Rückfahrt graute mir schon ein wenig, darum wollte ich auch alsbald wieder aufbrechen, bevor es alle anderen auch tun. Leider war wieder Gegenverkehr. Hätte man die Straße mittig nehmen können, wäre ja der Abstieg irgendwie erträglich gewesen. Aber ausgerechnet an den gefährlichsten Stellen kamen natürlich Autos entgegen. Drei Autos hielten sogar an und ließen uns vorbei ... nur war da neben den Autoreifen bei uns bis zum Abgrund kaum Platz. Ich lehnte mich schon in Uwes Richtung rüber und konnte auf keinen Fall mehr raus und hinunter schauen. Für Uwe als Fahrer mag da ja noch Platz gewesen sein, für mich als Beifahrer wirkte es so, als müsste der Wagen jeden Moment in den Abgrund kippen. Erleichtert atmete ich auf, als wir die drei Autos passiert hatten und wieder etwas mittiger fahren konnten. Dann fuhren wir noch etwas südlicher in den Golf von Santa Manza. Die zum Teil auch sehr schlechten Straßen konnten uns nun nicht mehr schrecken. Am Ende des Golfes war auch ein recht hübscher und nicht so sehr bevölkerter Sandstrand. Aber wenn man erst einmal die Buchten von Ronidinara, Santa Giulia usw. kennt, dann will man immer im Lagunenblau schwimmen.

Zurück in der Ferienwohnung aßen wir wieder Salat, Brot und Käse. Hm, lecker ... da braucht man wirklich nicht kochen. 

Wir saßen auf der Dachterrasse und ich sagte zu Uwe: „Guck mal, da ist Socke!“ Uwe machte wieder so leise Zisch- und Pfifflaute, so wie er früher immer unseren Hochlandterrier Filou gerufen hatte. Socke drehte sich zu uns herüber und stutzte. Ich rief leise: „Na komm!“ – wohlwissend, dass sich Katzen sowieso kaum um solche Lockrufe kümmern, wenn sie nicht wollen. Er schaute uns noch mal an und dann begann er schnurstracks zu uns kommen zu wollen. Ich dachte, wie will der das wohl schaffen. Das Handy klingelte. Ich erzählte Töchterchen von unserem felligen korsischen Freund. Schneller als ich es mir je erahnt hätte, sprang Socke auf unsere Balkonterrasse. Er sprang einfach vom Nachbargebäude auf die alte, knochige Korkeiche. Kletterte gekonnt durch die Äste und sprang zielstrebig auf die Dachschräge unter der Brüstung von der Nachbarterrasse. Dann schlich er über den gemauerten Grill am Kamin entlang, sprang auf unsere Brüstung, kletterte über unseren Balkontisch und stand auch schon vor mir. Er war wieder so lieb und anschmiegsam wie am Vormittag und dann gab ich ihm sein Abendessen, welches er wieder gierig verschlang. Von nun an blieb Socke bei uns. Er spielte mit mir auf der Terrasse. Als mir die Mücken zuviel wurden, kam er mit in die Wohnung. Ich bastelte aus Wolle und einer Klorolle ein Spielzeug für ihn und er spielte gern damit. Als er auch das Bett in Besitz nehmen wollte, musste Uwe nur mal barsch ein wenig pfeifen und „aber“ rufen, dann begriff er, dass wir das nicht dulden wollten. Ich ließ ihn wieder auf die Terrasse. Er setzte sich auf den Plastikstuhl und auf mein Handtuch. Dort schlief er ein. Später stellten wir den Stuhl mitsamt Katze wieder in die klimatisierte, mückenfreie Wohnung. Socke schlief weiter! Gegen Mitternacht gingen wir ins Bett und stellten den Stuhl nun samt Kater vor die Tür. Wir wollten nicht riskieren, dass er womöglich über die Dachterrasse doch zu Schaden kommt. So konnte er, wenn er ausgeschlafen hatte, die Treppe benutzen.

Socke, der liebste Kater von Korsika :o)
Socke, der liebste Kater von Korsika :o)

28. August 2003

Um 8.00 Uhr konnte ich nicht mehr schlafen, ging auf Toilette, öffnete ganz weit die Terrassenflügel und schloss die Tür zur Treppe auf. Eigentlich wollte ich den Stuhl wieder rein holen, als gerade der Kater runtersprang und in die Wohnung spazierte, als wäre es das Normalste von der Welt. Er streckte sich und ließ sich streicheln. Ob er nun wirklich die ganze Nacht auf dem Stuhl verbrachte oder zwischendurch auch mal weg war - wer kann das schon sagen? Ich öffnete eine Büchse Katzenfutter, er miaute kurz und konnte es kaum abwarten zu fressen. Dann eroberte er wieder einen Stuhl und ruhte sich aus. Ein wenig später spielte er mir seiner Wolle an Klorolle. Seitdem saß er wieder auf der Terrasse auf dem Handtuch vom Plastikstuhl und pennte. Als wir zum Shopping wollten, ließen wir Socke zur Tür hinaus und dann lag er eine Treppe tiefer auf dem Absatz. Auch als wir wieder zurück kamen und leckeres Katzenfutter für ihn im Gepäck hatten, lag er faul immer noch dort in der Mittagshitze. Er ließ sich streicheln, war jedoch nicht dazu zu bewegen in die kühle Ferienwohnung mit hoch zu kommen. Ich sagte zu Uwe: „Jetzt geht bei ihm diese Phase los, die ich auch bei Grizabella beobachten konnte. Katze macht sich rar und versucht sich woanders kurz einzuschleimen, um den ausgesuchten Menschen eifersüchtig zu machen.“ Im Falle Grizabella war es damals so ...

Socke blieb liegen! Nach einer ganzen Weile hatte er es geschafft und Uwe trug den Mietzekater behutsam hinauf und ich stellte schon das Futter bereit und die Whiskas–Katzenmilch. Beides verschlang er mit großem Appetit. Am Nachmittag stellten wir den Stuhl mitsamt schlafenden Kater auf die Dachterrasse und gingen zum Swimmingpool, um zu Schwimmen. Als wir zurück kamen war Socke über die Dächer hinweg verschwunden. Am Abend fuhren wir noch nach Porto Vecchio, um uns die guterhaltene Altstadt mit ihren engen Gassen und Festungen anzusehen. Es war immer noch schwülwarm. Von oben hat man einen fantastischen Ausblick bis hinunter zum Hafen mit den Segelbooten und Yachten. Für Uwe kauften wir ein neues Vendetta. Dann lagen wir auf dem Bett und schauten uns den neuen Reiseführer über Korsika an, welchen ich heute gekauft hatte. Es war gerade noch ein Rest Dämmerung zu vernehmen, als ich an Socke denken musste. Er hatte heute schon eine ganze Büchse Futter verdrückt und eine Schale Kaffeesahne und später Katzenmilch. Er würde wohl satt sein und heute nicht mehr kommen. Trotzdem richtete ich mich im Bett auf und sagte zu Uwe: „Es ist nicht mal ein grauer Schatten der Mietz zu sehen. In dem Moment, wirklich genau zu dieser Sekunde, springt Socke von der Brüstung. Ich rief: „Da ist er ja doch gekommen!“ Uwe sprang gleich auf und ließ ihn herein. Freudig ließ er sich streicheln und bekam seine Katzenmilch. Aber wie alle Katzen in unserer Obhut, wird man schnell wählerisch und er ließ nach ein paar Zungenschlägen die Milch links liegen. Ich öffnete eine kleine Asiette und er miaute auch schon. Gierig verschlang Socke seine Portion. Danach wurde ausgiebig gespielt und uns in Schach gehalten. Klorollen, Wollfäden und ein Flaschenkorken eigneten sich hervorragend als Beute. Socke sauste durch die Ferienwohnung, dass es nur so stiebte. Zeitung lesen in Ruhe war erst einmal für mich nicht drin. Aber irgendwann werden auch übermütige Katzen wieder müde und so wollte er zu mir aufs Bett, jedoch wollten wir diesen Bereich nur für uns beanspruchen und schoben ihn wieder hinunter. Bereitwillig legte er sich wieder auf „sein“ Handtuch auf den Stuhl und schlief ein. Gegen Mitternacht stellte Uwe wiederum den Stuhl vor die Tür mitsamt Kater.

29. August 2003

Früh um 8.00 Uhr war der Stuhl diesmal leer, als ich nachschaute. Der Himmel war bedeckt und ich ließ die schöne Luft durch die weit geöffnete Terrassentüren herein. Ich hatte mein Frühstück schon gegessen, als Socke wieder über das Dach kam und herein spazierte. Eine kurze Begrüßung, indem er Köpfchen gab und schon eilte ich zur Futterbüchse. Ich musste erst einmal seinen Teller im Bad abwaschen, als er mir schon fordernd um die Beine schlich und dann auch noch laut miaute. Socke kam also und stellte laut Forderungen. Ich beeilte mich und gab eine Portion zur Hunger habenden Katze hinunter. Längst haben Uwe und ich uns in dieses Fellbündel verliebt. Danach putzte er sich ausgiebig und dann lag er wieder stundenlang bei uns auf dem Stuhl während ich am Laptop schrieb. Die Sonne ließ sich wieder blicken und brachte einen heißen, stürmischen Wind mit. Unsere Urlaubsbekanntschaft Socke war ein sehr angenehmer, lieber und ruhiger Typ.

Gegen Mittag sind wir bei 38°C Richtung Süden gefahren und sind kurz vor Bonifacio westlich abgebogen um zur Ermitage de la Trinité zu fahren. Da die Stichstraße wieder etwas sehr kurvig an steilen Abhängen wurde, stellten wir das Auto ab und liefen in der größten Hitze des Tages bergauf. Die Aussichten waren grandios bis nach Bonifacio hinüber auf seinen Felsplateau und in eine Bucht mit türkisgrünem Wasser. Leider war es durch die flimmernde Hitze auch etwas diesig, sodass wir das große Segelchiff vor Bonifacio nur im Dunst sahen. Von da oben konnte man auch Sardinien erkennen. Der Abstieg war leichter und es machte auch Spaß mal ein wenig zu wandern, jedoch hatte ich lange Jeanshosen an! Weiß ich, was mich dazu bewogen hatte? Aber Uwe triefte genauso wie ich. Zum Glück konnte man sich im Auto von der Klimaanlage kühlen lassen. Wir fuhren noch bis Pianotollo–Caldarello, tankten dort und fuhren noch an zwei schöne Buchten. Hier war trotz Hochsaison traumhafte Leere an den Stränden. Zurück fuhren wir durch die hügelige Landschaft über Figari und Sotta nach Porto Vecchio. Von dort drehten wir noch eine Runde auf der Route Palombaggia, die auch sehr kurvig ist und von wo aus man atemberaubend schöne Aussichten auf den Strand Palombaggia hat.

Am Abend aßen wir wieder Salat, Käse und leckeres frisches, knuspriges Weißbrot. Mit einem Mal kam Socke wieder über den gemauerten Nachbargrill übers Dach. Ich sagte freudig: „Da bist du ja endlich“, und graulte ihn unterm Kinn. Ein junger Mann mit kurzgeschorenen Haaren zwängte sich durch die Öffnung vom Grill und sah mich verdutzt an, wie ich den Kater streichelte. Ich begrüßte ihn etwas erschrocken mit „Hallo“. Der junge Mann erklärte mir dann, dass der Kater ab und zu bei ihnen wäre und das er aber keine Brekkis frisst. Ja, dass hatten wir auch schon festgestellt. „Aber Milch trinkt er“, meinte er noch, „sie darf nur nicht zu kalt sein. Ihr habt wohl auch extra Brekkis gekauft?“ „Ja“, antwortete ich, „man hatte schon den Verdacht, dass er überall mal was zu futtern bekommt. Aber das Trockenfutter scheint er nicht zu kennen, wir geben ihm nun Nassfutter.“ Na nun wussten wir wenigstens, warum er manchmal wie wild die Katzenmilch trinkt und manchmal nicht. Wahrscheinlich hatte er dann gerade den Bauch davon voll - von den Nachbarn drüben. Unser Dosenfutter fraß er jedoch mit wachsender Begeisterung. Ich gab ihm gleich wieder eine Portion. Danach wurde er mit einsetzender Dunkelheit wieder wild und wollte spielen. Eine Weile scheuchte ich ihn auf der Terrasse mit den Klorollen und Weinkorken. Aber irgendwann wollte ich auch mal mein Buch zu Ende lesen. Ich ließ ihn draußen auf der Terrasse, wo er nach einer Weil verschwand. Uwe stellte noch seinen Stuhl mit Handtuch wieder raus und gegen 23.00 Uhr lag er friedlich wieder drauf. Wir holten ihn noch einmal für eine Stunde zu uns und gaben nochmals leckeres Fresserchen. Dann verbrachte Socke die ganze Nacht in dem Stuhl auf der Dachterrasse.

30. August 2003

Um 7.00 Uhr gab ich Socke sein Frühstück und er bedankte sich schnurrend. Eine Wespe setzte sich auf ein Fleischstück und der Kater hatte Respekt vor ihr. Er machte wohl schon einmal eine schlechte Erfahrung? Jedenfalls kam die Wespe immer wieder, sogar als wir den Teller in der Küche zu stehen hatten. Ich hatte noch nie Katzenfutter leckende Insekten gesehen. Eine Stunde nach dem Frühstück schlich sich Socke wieder über das Dach davon. Diesmal beobachtete ich, dass er von der Nachbarwohnung über das Dach auf das knapp zwei Meter entfernte nächste Gebäudedach sprang und in Richtung Poollandschaft verschwand.

Wir zogen uns an und verbrachten den Vormittag am Strand von Santa Giulia. Heute blies am Vormittag wieder ein heftiger heißer Wind. Zum Schnorcheln war die Bucht zu aufgewühlt. Also fuhren wir nach dem Baden zurück und verbrachten einige schöne ruhige Stunden am und im Pool. Da Sonnabend war, reisten viele Italiener und Franzosen an diesem letzten Augusttag ab. Neue Gäste trafen erst später ein. So hatten wir mit nur einer weiteren Familie den großen Pool für uns. Meist schwamm ich gar ganz allein darin herum. Herrlich! Die Sonne strahlte und ich hatte mir im Géant ein Sonnenschutzmittel mit Faktor 60 gekauft. Damit konnte ich prima lange in der Sonne bleiben, ansonsten bekam man bei dieser sengenden Glut schnell eine Rötung. Nachmittags gingen wir noch für das Wochenende einkaufen und wir ahnten ja immer, dass die Preise auf Korsika deftig waren, aber mit dem Euro brauchte man ja nicht mehr umrechnen und es haute uns jedes Mal an der Kasse um. Für eine Melone etwa 10 Euro! Hätten wir früher für fast 20 Mark Melone essen wollen? Nee, ich glaube nicht!

Uwe kochte heute mal zur Abwechslung und wir aßen am Abend warm. Unser Freund Socke war nicht zu sehen. Hatte er gestern noch fast den ganzen Tag bei uns verbracht, machte er sich heute rar. Wir glaubten schon an Catnapping und alberten herum, dass er bestimmt irgendwo in einer Reisetasche stecken würde.

Als uns auf der Terrasse ein widerlicher Geruch von chemischen Grillanzünder um die Nase wehte, gingen wir lieber ins Appartement. Und als es auch noch anfing nach Rauch und Fisch zu riechen,  war Socke doch zur Stelle und kam lieber wieder zu uns. Er wollte keine Milch. Aha ... er war also schon beim Nachbarn! Sein Büchsenfutter verschlang er mit großem Appetit. Er gab Köpfchen und schmuste mir um die Beine. Dann wollte er wieder spielen. Ich ließ ihn hinaus und stupste seine Klorollen an. Aber ihn interessierte etwas an der Hauswand. Ich konnte im Halbdunkel nicht viel erkennen. Mit Taschenlampe sahen wir einen noch ganz kleinen Gecko oben haften. Alleine wollte Socke aber nicht weiter herum tollen und ging zum Nachbarn. Ich sah im Dunkeln seine Umrisse nach links durch den Grillplatz am Kamin verschwinden. Ich dachte mir, na vielleicht hat er dort mehr Glück jemanden zum Spielen zu finden. Denn durch das Flackerlicht konnte man erahnen, dass drüben Fernsehen geschaut wurde. Aber der Kater kam kurz darauf zurück. Uwe und ich hatten aber beide unsere Laptops aufgebaut, dennwir  hatten uns kein Fernsehgerät ausgeliehen. Ich wollte endlich am Computer weiterschreiben. Drinnen konnte Socke wegen der Kabel die überall herum hingen nicht spielen. Wir wollten nicht riskieren, dass er etwas herunter reißt oder selber unter Strom steht. Also ging ich ab und zu auf die Terrasse und spielte mit ihm. Zwischendurch haute er noch einmal ab, aber er kam immer wieder und legte sich, wie sollte es anders sein, auf seinen von uns bereit gestellten Stuhl mit Handtuch. Er putzte sich und schlief dann ein.

31. August 2003

Die ganze Nacht blieb der Kater aber nicht auf dem Platz. Erst gegen früh, als ich zur Toilette musste, sah ich ihn wieder dort hocken mit dem Gesicht zur Glasscheibe, um ja nichts zu verpassen. Natürlich sah er mich, als ich aufstand und er miaute. So musste ich ihn erst einmal füttern und öffnete weit die Terrassentüren. Zum Glück legte er sich nach dem Frühstück auf den anderen Stuhl in der Wohnung. Uwe schlief noch und so konnte ich mich auch noch mal eine Weile aufs Ohr legen. Irgendwann am Vormittag stand er auf und verschwand wieder über die Dächer. Es war ein wunderbar sonniger Tag. Uwe und ich überlegten, was wir damit anfangen sollten. Der Pool lag verlockend einsam in der schönen Gartenlandschaft und wir entschieden uns dafür, die nächsten Stunden am schönen großen Swimmingpool zu verbringen, den wir dann zeitweise nur für uns allein hatten. Uwe lag meist im Liegestuhl im Schatten und las ein Buch „Die Frau aus Korsika“. Seinen dicken Piraten– und Segelschiffwälzer hatte er nämlich schon längst durch. Aber mir ist meist bei solch herrlichem Wetter sowieso nicht nach lesen. Ich war ja wieder mit Lichtschutzfaktor 60 eingecremt und konnte wirklich ewig in der Sonne bleiben.  Herrlich, endlich kann ich so lange in der Sonne aalen wie ich will! Bei hochstehender Mittagsglut trieb ich Stundenlang im Pool und lies es mir gut gehen. Ich sah den strahlend blauen Himmel oben, unter mir das Babyblau des Wassers und ringsherum leere Liegestühle, Palmen, Bougainvillea und Korkeichen. So gegen Nachmittags um 15.00 Uhr kam ich auf den Einfall, wegen des schönen klaren Sonnenwetters noch einmal auf die Anhöhe von dieser Kirche Ermitage de la Trinité zu fahren. Uwe war auch gleich begeistert und wir schlenderten die paar Meter durch den Garten zur Wohnung, als wir die andere süße kleine Miez sahen. Sie war ganz dunkel und wildgefleckt und meist mit einer dreifarbigen Glückskatze zusammen zu sehen. Nun war sie jedoch allein und lies sich von uns streicheln. Sie kam mit bis zur Treppe, dann traute sie sich nicht weiter. Ich war für gleiches Recht für alle und sagte zu Uwe: „Hole mal Futter.“ Dann kam sie doch eine Treppe mit hinauf. Nun wollten wir nicht vor der Wohnungstür der darunter liegenden Wohnung die Katze füttern. Uwe trug sie noch eine Treppe höher und dann verschlang sie das Futter. Nun traute sie sich auch ins Zimmer. Sie sah sich ein wenig um und dann wollte sie auch auf unser Bett. Ich hob sie runter, denn gleiches Recht für alle. Socke durfte schließlich auch nicht! Sie läpperte eine Portion Whiskasmilch und dann stellte ich noch eine Futterportion vor die Tür, denn freiwillig wollte sie nicht gehen. Als wir uns umgezogen hatten und endlich unseren Ausflug beginnen konnten, war die Miez weg und der Teller leer. Heute war es auch nicht mehr so schwülwarm, sondern so wie wir Korsika von unseren früheren Juli–Urlauben kannten. Es waren um die 32 °C und es wehte eine Brise, die man als sehr angenehm empfand. Wir stellten wieder das Auto vor den gefährlichsten Biegungen und Steilhängen ab und wanderten die Anhöhe hinauf. Sardinien war im leichten Dunst zu erkennen und die zauberhafte Bucht Cala di Paraguano lag wieder in karibikfarbenen Wassern vor uns. Die Sicht nach Bonifacio und die Kreidefelsen die schroff ins Meer abfallen, war heute noch beeindruckender, weil das Licht der Sonne nun von Westen her direkt diese malerische Felsküste anstrahlte. Ich solchen Momenten könnte ich die Welt umarmen. Hoch oben auf dem Plateau stehend und diese traumhafte Kulisse anstarrend, wehte mir der Wind richtig den Kopf frei. In diesem Moment wusste ich wieder, weshalb wir Inseln so lieben. Korsika ist eine wilde, ungezähmte Insel. Wir fotografierten auch eines der vielen von Gewehrschüssen durchlöcherten Verkehrsschilder, die man hier überall sah und die es einem manchmal etwas schwer machen, den richtigen Weg zu finden. Manchmal übermalten die Korsen auch die französischen Ortsnamen, so dass nur noch der korsische zu sehen war.

Viele sagenumwobene Geschichten ranken sich um die „Vendetta“, die Blutrache.

Am Abend fuhren wir noch einmal in die Festungsähnliche Innenstadt von Porto Vecchio. Als wir das Auto weiter unten am Straßenrand abstellten und gerade Kleingeld für den Parkautomaten suchten, da sagte der Rumäne vor uns in Englisch, dass wir heute am Sonntag kein Ticket brauchen. Wenn wir aber das Geld reinstecken, käme es nicht wieder heraus. Uwe bedankte sich für die nette Information und so schlenderten wir wieder durch die engen Gassen und kauften für Töchterchen auch noch ein kleines Vendetta Messer. Sie wünschte sich nämlich voriges Jahr eins, aber da waren wir ja in Kroatien im Sommer. Zurück in der Ferienwohnung saßen wir auf dem Balkon und aßen wieder leckeren Salat mit Olivenöl, Tomaten, Gurken, Kräutern der Provence, Zwiebeln und Oliven. Dazu diesen herrlich milden korsischen Ziegenkäse und Weißbrot. Die Schwüle der letzten Tage schien vorüber und wir konnten lange auf der Dachterrasse sitzen. René rief uns an und erzählte, dass es in Deutschland kalt geworden war und es dauernd mal regnete. Na dann sollten wir mal das herrliche Wetter hier noch ausgiebig genießen!

Socke schaute wieder bei uns vorbei und bekam sein Futter. Dann spielte er lange Zeit mit uns draußen und tobte sich wild aus. Als uns die Mücken zu vernaschen drohten, gingen wir ins Appartement. Socke war vom wilden Superman-Kater wieder zum braven Schmuser mutiert und fraß noch einmal gierig eine Portion, als hätte es heute noch nichts gegeben. Das arme Tier aber auch! Vollgestopft legte er sich dann selig schlafend wieder auf seinen Stuhl und wir konnten in Ruhe unsere Computer bedienen, ohne auf herumwuselnde Katzenfelle Acht geben zu müssen.

1. September 2003

Früh lag Socke nicht mehr auf seinem Stuhl. Ich öffnete weit die Türen, ging ins Bad und legte mich wieder hin. Eine halbe Stunde später kletterte Söckchen über die Brüstung, stutzte kurz und kam ins Zimmer. Er schmeichelte sich ein und schlich ums Bett. Also hieß es für mich aufstehen und Futter geben. Danach legte sich der Kater wieder brav auf seinen Stuhl und pennte. Wer weiß wo er die halbe Nacht war? Wir frühstückten und zogen uns an für den Ausflug nach Bonifacio. Wir stellten Socke wieder mit samt Stuhl vor die Terrassentür und fuhren los. Es war herrliches Sommerwetter mit 32 °C und einer Brise Wind. In Bonifacio fanden wir keinen Parkplatz unten am Hafen. In die steile, enge Oberstadt wollten wir nicht fahren. Als wir auf einen Parkplatz fuhren, war der wieder bloß zu benutzen, wenn man gleichzeitig eine Bootstour unternahm, hatten wir ja früher schon gemacht. Also suchten wir weiter und fuhren dann aber erst einmal Richtung Osten von Bonifacio weg zu einem Aussichtspunkt. Von da hatte man einen wunderschönen Halbrundblick auf zwei Strände und die Inseln Cavallo und Lavezzi. Natürlich sah man auch bis nach Sardinien. Wieder zurück in Bonifacio fanden wir den Parkplatz wieder, wo wir vor drei Jahren geparkt hatten. Natürlich wollte man uns wieder eine Bootsfahrt mit der „Gina“ aufschwatzen. Wenn man zwei Bootstickets löst, kann man gratis parken. Sonst fünf Euro. Wir entscheiden uns für die fünf Euros, denn mit der „Gina“ waren wir ja schon mal unterwegs. Es war damals ein sehr schöner fast einstündiger Bootsausflug. Aber heute wollten wir die Festungsstadt Bonifacio nicht vom Meer aus erkunden, sondern die Oberstadt selbst erklimmen. Zuerst schlenderten wir am Hafen entlang, weil ich das Aquarium suchte, aber nicht fand. Wir kauften Postkarten aus Kork und noch einige Souvenirs. Dann sah ich eine steile Treppe, die in die Oberstadt führte. Ich meinte: „Komm lass uns da hinauf gehen.“ Nach zwei steilen Treppen mit Geländer kam die nächste Biegung am Abhang ohne jegliche Barriere. Was hatte ich mir wieder nur dabei gedacht? Aber wieder runter zu steigen war noch schlimmer, also weiter bergan! Die Aussichten hinunter zum Hafen mit den Segelbooten, Yachten, Ausflugsdampfern und den Kreidefelsen waren grandios und wurden mit jeder Steigung sagenhafter. Oben angekommen, schwitzten wir erst einmal. Aber es blies ein steifer Wind hier oben, der die Hitze erträglicher machte. Bonifacio mit den engen Gassen und Häusern steil über den Klippen am Abhang stehend, ist einmalig. Die Mühen des Aufstiegs hatten sich gelohnt. Die Aussichten auf allen drei Seiten der ins Meer ragenden Landzunge aus Kreidefelsen sind so überwältigend schön, dass man Zeit und Raum vergessen könnte. Die drei Stunden Rundgang vergingen wie im Flug. Immer wieder sah ich etwas zum fotografieren oder filmen. Das klare Wasser an den Felsen unten schimmerte Türkisblau und die tieferen Stellen des Meeres glitzerten in einem tiefen Tintenblau. Wir sahen auch die kleinen Ausflugsboote, die unten gegen die doch etwas rauen Wellen kämpften. Auch die kleine „Gina“ schaukelte da unten fröhlich vor sich hin und wir waren froh, dass wir uns diesmal nicht zu einer Bootstour überreden ließen. Zwar wird man von einer Stunde Schaukeln nicht gleich seekrank, jedoch spritze dauernd Wasser über die Reling. Da hätte man keine Freude am Filmen und fotografieren gehabt.

Auf dem Rückweg zum Parkplatz kauften wir in einem Spar–Markt noch Getränke und Brot. Mann ... hatte ich vielleicht einen Durst! Als wir wieder am späten Nachmittag zurück waren, lag Socke immer noch draußen auf seinem Stuhl und schlief. Also bekam er erst einmal wieder sein Futter. Dann verschwand er über die Dächer. Uwe und ich tranken noch Kaffee, Cappuccino und aßen Kuchen. Dann zog ich den Badeanzug an und ging zum Pool. Aber, oh Schreck - 17.30 Uhr lag der Swimmingpool im Schatten. So schwamm ich meine paar Runden und ging zur Wohnung zurück um mich mit der Abendsonne auf der Dachterrasse zu sonnen. Uwe fragte bloß, ob ich heute denn nicht genug Sonne gekriegt hätte? Nö, ich muss ja meine Akkus aufladen für die öde Zeit in Deutschland! Außerdem mit Lichtschutz 60 kann ich nie genug bekommen. Das Zeug ist wirklich sein Geld wert.

Als wir auf dem Dachbalkon zu Abend aßen, gesellte sich auch unser Ferienkater wieder zu uns. Er spielte und tobte und wir lachten über seine tollen Künste. Zweimal hatte er an diesem Abend noch woanders geschäftig zu tun, aber er kam immer nach kurzer Zeit wieder. Bei uns scheint es eben doch das beste Futter, das beste gebastelte Spielzeug und die beste Gesellschaft zu geben. Zumindest bilden wir uns das einfach mal bescheiden und ohne jegliche Eitelkeit ein. Als wir wieder an den tragbaren Computern saßen, schlief er wie immer auf seinem Stuhl und war der liebste, zufriedenste Kater der Welt, so schien es!

 

2. September 2003

Als ich heute früh durch die Glasscheibe der Terrassentür sah, schaute Socke in der Gegend herum. Ich dachte im Bett liegend: „Bloß nicht bewegen!“ Dann schlief ich noch ein wenig. Später stand ich auf, öffnete die Flügel der Tür und der Kater war weg. Es dauerte jedoch nicht lange, da verlangte er sein Frühstück. Die erste Stunde nach dem Aufstehen verlief fast wie gewohnt. Aber es sollte ein tierreicher Tag werden. Ich saß gerade auf der Bettkante und verspeiste etwas Weißbrot mit  korsischem Ziegenkäse und sah den schönen Sonnenschein durch die geöffnete Terrassentür. Plötzlich kam diese dreifarbige kleine Miez über die Brüstung gehopst. Sie sah sich um und Socke stand auf seinem Stuhl im Zimmer und spitzte die Ohren. Den Stuhl hatten wir nach seinem Versuch, das Bett zu erobern wieder herein geholt, weil er uns miauend klar gemacht hatte, dass er bei uns drinnen sein wollte. Er lauschte wie unsere Grizabella gerne unseren Gesprächen. Ob ein korsischer Kater Deutsch versteht, lassen wir mal dahin gestellt. :o) Jedenfalls dachte ich erst: „Oh, oh, jetzt wird es wohl einen Machtkampf geben?“, als die kleine Dreifarbige nun auch unsere Ferienwohnung erkundete. Ich stellte Futter auf die Terrasse und die Kleine fraß gierig. Socke hatte natürlich auch schon wieder Hunger, obwohl er schon sein zweites Frühstück eingenommen hatte. Als ich Uwe rief, kam auch noch über das Dach die dunkel geschipperte Katze, die wir vor zwei Tagen schon einmal gefüttert hatten. Nun hatten wir drei Katzen. Es gab auch kein Gerangel oder Feindseligkeiten am Napf. Besonders süß fand ich es, als Socke satt war, dass er dann der dunklen Katze über das Köpfchen schleckte. Immer und immer wieder. Er war zweifellos ein lieber Kater. Die junge dreifarbige Katze war sicher vom Frühjahr und war am Vormittag nicht so verschmust. Sie verschwand bald wieder über den üblichen Dach-, Grill- und Kaminweg. Socke und die dunkle Mieze, die Uwe nun Minky nannte, blieben bei uns. Socke beanspruchte wieder seinen Stuhl, bevor die andere zuschlagen konnte. Diese Minky sprang dann auf Uwes Bauch und ließ sich kraulen. Aber bei dem Anblick des nicht sehr gepflegt wirkenden Felles, fing es Uwe bald an zu jucken. Mag sein, dass es Einbildung war. Aber Socke juckte sich auch dauernd und schüttelte dann mit dem Kopf, als hätte er Schlappohren dran. Also Ohrmilben hatte er auf jeden Fall und bei Flöhen waren uns nicht ganz sicher. Aber was sollten wir tun? Diese armen anhänglichen Tiere konnten doch nichts dafür, dass ihr Fell so „bevölkert“ war. Ich wusch Uwes Schlafanzug gleich aus, nachdem die Katze wieder von Uwe runter war. Nun wollte sie auch am liebsten in unser Bett und sprang schon mal hoch. Ich hob sie schnell wieder herunter. Also, mein lieber Himmel, wir hatten mit den Katzen wirklich so unsere Beschäftigung. :o)

Katzen können  uns Stubentigerliebhaber so richtig drangsalieren, ohne dass der es großartig bemerkt. Ich stellte jedenfalls der Minky nun auch einen Stuhl bereit und legte dort ein im Tigerlook gemustertes Wickeltuch darauf. Die Katze passte prima zum Gesamtbild auf dem grünen, verschnörkelten Landhausstuhl und sie machte es sich bequem. Da drei Katzen noch mehr um die Futterstelle herum Schweinerei machten, indem sie zuerst die Soße leckten und dabei Fleischbrocken neben den Teller schupsten, musste ich Saubermachen. Denn, es müssen alle Katzen, wirklich alle, im Umkreis von mindestens dreißig Zentimeter die Bröckchen kleinkauend, immer wieder aus dem Mäulchen verlieren und "herumsaften", beziehungsweise noch kleinere Fleischreste zum Antrocknen auf dem Fliesenboden zurück lassen. Ich begann also, wie zu Hause, wild zu schrubben. Erst die eine Futterstelle von Socke in der Küche, dann die andere auf der Dachterrasse. Söckchen und Minky schliefen fest auf ihren Stühlen und ihren weichen Unterlagen. Bei Minky sah man nun deutlich die noch ungeborenen Katzenbabys trampeln. Uwe zeigte mir diese Beulen am Bauch und ich musste heulen. Nun würde es also bald noch mehr unschuldige, kleine Kätzchen geben und wenn nun im kommenden Herbst immer weniger Touristen kamen und dann ab Ende Oktober die Ferienanlage ganz geschlossen werden würde ... was dann? Das ganze Elend vor Augen und das Bewusstsein, nach der Rückreise nicht mehr helfen zu können, machte mich sehr traurig. Aber es waren freie Katzen! Ich dachte an den Film mit der Löwin „Elsa“ in „Frei geboren“. Wir konnten die Katzen nicht mitnehmen! Und jetzt wären es ja drei Tiere. Wie viele im Bauch strampelten, konnten wir nicht wissen? Das Einzige was mich ein wenig tröstete, war der Gedanke, dass noch ein paar Wochen lang Touristen kämen und die Tiere sich mit ihrem gutmütigen Charakter bestimmt wieder in andere Herzen schleichen würden. Die Frau von der Rezeption erzählte Uwe am Anfang unseres Urlaubes, dass schon zwei kleine Katzen verschwunden sind. Ich hoffte mal ganz stark, dass liebe Menschen nach dem Ende des Urlaubs, diese Tiere mitnahmen? Ich musste die traurigen Gedanken verdrängen, um mir nicht selbst die Stimmung unseres Sommerurlaubes zu verderben. In jedem Land der Welt gibt es dieses Tierelend. Wir sahen schon so einiges auf unseren Reisen. Aber so anhänglich und steichelbrav waren noch keine Katzen bisher in unseren Ferien.

Wir ließen die Tiere auf den Stühlen schlafen und gingen zum Swimmingpool. Wieder waren wir allein und konnten herrlich schwimmen und in der Sonne liegen. Nachmittags fuhren wir einkaufen. Unser Brot, Gemüse, Getränke und vor allem das Futter und die Katzenmilch gingen zur Neige. Als wir wieder hoch  kamen, hatten unsere Ferienmiezen erneut Appetit. Am Abend fuhren wir noch auf eine wunderschöne Panoramastraße herum, wieder mit grandiosen Rundumblicken auf Meer, Berge und Täler. Die Straßen führten wieder an steilen Abhängen entlang und in Serpentinen gewunden durch die Landschaft. Am Strand von Palombaggia spazierten wir in der Abendsonne entlang und kletterten auf roten Felsen herum, die die einzelnen Buchten voneinander trennten. Das klare Wasser beeindruckte uns wieder. Immer wenn eine Welle heranrauschte und fast senkrecht stand, bevor die Welle brach und an den Strand schlug, konnte man herrlich in das Meerwasser hinein sehen. Uwe meinte „Südsee-Feeling“. Auf der Rückfahrt schaute ich so verträumt die Landschaft an und meine Blicke wanderten immer mal wieder hinunter zum Meer. Plötzlich kamen wir an einem Gehöft vorbei und ich schrie: „Esel, da sind Esel ... wir müssen sofort anhalten. Dunkle Esel!“ Abrupt anhalten konnte aber Uwe nicht, sonst hätten wir den Italiener hinten im Heck gehabt. Jedenfalls fand Uwe eine Einbuchtung von wo aus wir in Ruhe aussteigen und Esel beobachten konnten. Es waren zwei dunkle Esel und ein braunes Pferd. Die Esel sahen mich mit der Kamera und kamen beide auf mich zu. Leider hatte ich keine Möhren und nicht mal ein Stück Zucker dabei. Ich konnte die Esel ein wenig an den Wuschelohren streicheln. Sooo süß! :o)

Ach, das war doch ein schöner Abendausflug!

Zurück in der Ferienwohnung, dachten wir zuerst, dass wir nun mal eine Weile für uns sein könnten. Aber als wir die Terrassentür öffneten, kam Socke schon über die Brüstung. Freudige Begrüßung und Uwe brachte Futter. Durch die Grillöffnung der Nachbarn konnte ich, wenn ich direkt an der Brüstung stand, die junge Frau von nebenan sehen. Wir grüßten uns und dann begann sie ein Gespräch. Auch der junge Mann beteiligte sich an unserer Unterhaltung. Sie waren jedenfalls auch Katzenfans und überlegten auch schon, was wohl im Winter aus den Katzen hier werden würde? Sie verwarfen auch den Gedanken, die Tiere oder ein Tier mitzunehmen, denn sie hatten auch schon zwei daheim. Wir wünschten uns noch gegenseitig einen schönen Abend und dann aßen wir draußen unseren Salat. Nun gesellte sich auch die dreifarbige Katze wieder zu uns und fraß an Sockes Abendessen herum. Er beschleckte und beschnupperte die Kleine. Dann war wieder „Playtime“ angesagt. Die zwei Tiere wuselten mit dem Spielzeug nur so über die Fliesen -  nun  begannen sie damit, sich zu kampeln. Socke war aber doppelt so groß wie die junge dreifarbige Mieze und wir bekamen erst einmal einen Schreck. Es wurde gekämpft und miaut. Jedoch fing meist die Kleine mit den Überfällen an. Ein paar mal ging ich dazwischen. Was sollten denn die Nachbarn denken, wenn bei uns Geräusche wie "Katzenmord und Tigertotschlag" zu hören waren? Aber es war alles nur Spiel. Sie verletzten sich nicht gegenseitig. Wenn unsere gleichgroßen Katzen zu Hause kämpften ging ich auch selten dazwischen. Aber hier sahen die Kräfteverhältnisse so unfair aus. Wenn Socke gewollt hätte, dann wäre es für die dreifarbige Glückskatze Pech gewesen. Ich stand jedenfalls im Dunkeln auf der Dachterrasse. Das Außenlicht brannte und zog die Mücken scharenweise an. Ich hielt in jeder Hand einen Wollfaden mit Pappspielzeug unten dran und wedelte für jede Mieze extra mit einem herum. Wie bescheuert muss man eigentlich sein, dachte ich, um sich seinen Urlaubsalltag so dermaßen von diesen Tieren bestimmen zu lassen? Ich fütterte noch einmal Dosenfutter und Whiskasmilch. Dann lies ich die Katzen weiter toben und sah hinter der geschlossenen Glasscheibe dem Treiben zu. Endlich verschwanden die Miezen über die Brüstung. Als ich die Tür später öffnete kam Socke irgendwie erleichtert an und wollte gleich mit rein. Er hatte schon wieder Milchdurst und miaute nach all der Toberei nach ein paar Brocken Fleisch. Dann wollte er wieder schmusen und mit auf das Bett. Er lies sich jedoch überreden, wieder auf seinem Stuhl Platz zu nehmen. Dort schlummerte er erschöpft ein. Die Glückskatze schlich noch ein paar mal draußen herum, aber wir hatten keine großen Ambitionen gehabt, sie auch noch ins Zimmer zu lassen. Ich schaute auf die Uhr. Inzwischen war es schon halb Zehn! Irgendwann möchte auch der gutmütigste Dosenöffner mal seine Ruhe haben und ich wollte noch am Laptop schreiben.

3. September 2003

Ich wurde vom Poltern auf der Terrasse geweckt. Socke und die Dreifarbige tobten mit dem Spielzeug herum. Ich blieb noch etwas liegen und nach einer Weile waren sie wieder weg. Als ich dann aufstand und die Glastüren öffnete, war Söckchen gleich wieder zur Stelle, um nach seinem Frühstück zu miauen. Dann kam auch die Kleine wieder und fraß etwas. Der Kater legte sich auf seinen Stuhl und pennte erst einmal eine Weile. Irgendwann ging er wieder seiner Wege. Uwe saß noch im Schlafanzug, als die trächtige Minky erschien. Ich gab auch ihr Futter und öffnete eine Flasche Felix-Milch. Dann las ich nun auch in meinem Buch „Die Frau aus Korsika“ weiter, welches Uwe mittlerweile schon durch hatte. Das Handy klingelte und Uwe unterhielt sich mit seinem Stellvertreter. Das nutzte Minky aus, um wieder auf Uwes Schoß und Bauch zu springen und es sich bequem zu machen, nachdem ich wieder erfolgreich das Bett verteidigt hatte. Erst später schlief Minky auf ihrem Stuhl weiter und Uwe entledigte sich gleich wieder seines Schlafanzuges, den er für verseucht hielt. Aber ich glaubte trotzdem, dass ihm die Anhänglichkeit und Zuneigung dieser Mieze gefiel. ;o)

Wir standen an der Brüstung und schauten hinunter auf den Weg. Uwe hatte Socke unten entdeckt hinter einem Audi. Ja, nun sah ich auch die Dreifarbige, die sich wieder an den Kater anpirschte. Socke scharrte ein Loch und musste mal für „kleine Jungs“. Brav scharrte er alles wieder zu. Dann buddelte er das nächste Loch. Die Glückskatze sprang auf einen Findling aus Granit und legte sich auf die Lauer. Ich sagte zu Uwe: „Armer Socke ... nun kann er nicht mal in Ruhe kacken!“ Aber wer weiß? Vielleicht gibt es so eine Art Ehrenkodex bei Katzen, dass man schutzlos sich hinhockende Gefährten nicht angreifen darf? Jedenfalls wartete die Kleine bis er wieder zugekratzt hatte und dann fiel sie erneut über ihn her. Wir ließen die Minky oben auf dem Stuhl schlafen und fuhren doch noch einmal nach San Ciprianu. Heute war es schön leer am Strand, man merkte doch, dass die Hochsaison vorüber war. Auch das Hitzewetter war vorbei. Abends und Nachts wurde es angenehm kühl und tagsüber hatten wir so um die 28 °C. Dazu blies ein Wind, der die fühlbare Temperatur für uns Wärmeliebenden weiter unten ansiedelte. Jedenfalls genau das richtige Sonnenwetter für Erkundungen. Wir wanderten am Strand im Golf von San Ciprianu entlang und hinter der nächsten Biegung lag eine Bucht in traumhaft schönen Karibikfarben vor uns. Rechts das Meer und links das hübsche Dorf San Ciprianu, welches in einem Flusslauf und mit kleinen Seen eingebettet liegt. Dort gibt es wunderschöne, stille Wassergrundstücke. Von der kleinen Brücke aus, die über die Mündung des Flusses ging, hatte man einen grandiosen Blick auf die Meeresbucht mit diesem Türkis, Lagunenblau und die tieferen Stellen waren Azurblau eingefärbt. Das Wasser kristallklar und berauschend schön. Wir sahen den Surfern zu und wanderten wieder zurück. San Ciprianu ist idyllisch schön. Man muss sich nur die Zeit nehmen und alles anschauen. Wir stiegen aber vorige Woche bei sengender Hitze aus dem Auto, gingen den schwimmenden Bootssteg entlang, sahen in das klare Wasser, meinten, Santa Giulia sei schöner und gingen wieder weg. Heute hatten wir uns eines Besseren belehren lassen. Danach fuhren wir noch einmal nach Pinarellu. Dort war es das Gleiche. Vorige Woche fand man hier keinen Parkplatz, der Strand war voll. Und nun kann man überall anhalten und aussteigen. Wir bestaunten auch diese Bucht und bekamen Lust auf noch mehr! Uwe meinte: „Los, wir fahren jetzt „Ansen“ angucken.“ So fuhren wir wieder diese Panoramastraße entlang, wo man zwischen Pinarellu und Solenzara hinter jeder Biegung aussteigen könnte und fotografieren, weil sich eine schöne Bucht nach der anderen auftut. Anse Fautea, Anse de Tarcu, Anse Favone, Anse de Canella. Marine de Cala d´Oru und so weiter und so fort. Die Strände jedes Mal mit feinem Sand, der sich halbmondförmig um das Lagunenblau schmiegt. Weiter draußen nimmt das Meer dann dieses tiefe Pfauenblau an. Durch den Wind entstanden kleine weiße Schaumkrönchen, als Kontrast zum wie blaue Tinte wirkendem Meer. Man kann sich einfach nicht satt sehen. Bei Solenzara steigen wir zu einer kleinen geschützten Bucht hinunter. Das Meer war hier noch schön warm.

Wieder zurück in Porto Vecchio stieg ich schon am „Géant“ aus und kaufte noch Brot und Eis. Da die Preisauszeichnung mal wieder nicht für alle Produkte vorhanden war, kam die große Überraschung erst an der Kasse. Der kleine Becher Vanilleeis für Uwe kostete über 5 Euro und meiner fast 4. Die Frau vor mir hatte auch nicht gerade einen übervollen Wagen, hatte aber 102 Euro zu zahlen gehabt. Das Leben auf Korsika ist eben teuer, dachte ich mir.

In der Ferienwohnung brühten wir uns Suppen in großen Tassen auf und aßen auf der Dachterrasse Weißbrot dazu und hinterher unser edles überteuertes Eis, welches nicht besser schmeckte als zu Hause billigere Sorten.

Socke kam und miaute einmal nicht nach Futter. Er ließ uns draußen sitzen und legte sich müde auf seinen Stuhl. Wahrscheinlich hatte die Glückskatze ihn ganz schön gejagt am Nachmittag. Ich legte mich noch auf die Liege in die Abendsonne und las mein Buch weiter. Irgendwann hatte Socke ausgeschlafen, forderte sein Abendmahl ein, läpperte seine Milch und verschwand dann in der Abenddämmerung. Später kam er noch einmal wieder, saß auf dem Terrassentisch und schaute durch die Glasscheiben. Weil er aber keine Anstalten machte, dass er zu uns rein wollte, ließen wir ihn draußen. Als ich gegen halb Zehn durch die spiegelnde Glasscheibe sah, meinte ich das Söckchen draußen im Dunkeln auf dem Plastikstuhl zu erkennen. Ich sagte noch zu Uwe: „Jetzt liegt der Arme dort ohne sein Handtuch als Unterlage.“ Ich machte das Terrassenlicht an und der Stuhl war leer. So weit war es nun schon mit mir gekommen, dass ich imaginäre Katzen sah und bemitleidete. Aber ich sah doch genau die Umrisse seines Körpers und der gestreifte Schwanz hing herunter! Halluzination. Vorhin als Socke vor der Kommode auf seinem Stuhl schlief, da wollte ich mir nach dem Duschen einen neuen Slip holen, als Socke sich abrupt auf den Stuhl drehte und ich immer noch vor der Kommode hockend, ihm auf die Stirn küssen wollte ... so wie ich es bei meiner Grizabella immer machte. Im letzten Moment fiel mir ein, dass das hier ein vermilbter Straßenkater war und nicht meine Stubenmieze. Aber dadurch, dass sich Socke ständig putzte und er durchaus sehr gepflegt aussah, vergaß ich manchmal, dass wir auf Korsika waren.

 

Socke, Minky und die Glückskatze ...
Socke, Minky und die Glückskatze ...

4. September 2003

Am dem Tag kam Socke nicht zum Frühstück und auch nicht zum Mittag. Ich sah öfters einmal am Balkon über die Dächer. Unser Nachbar schien auch Probleme zu haben an diesem Vormittag sein Katzenfutter los zu kriegen, denn ich beobachtete ihn dabei, wie er mit zwei großen Mülltüten zum Container laufen wollte. Als er die Glückskatze sah, stürmte er hin und lief wie ein Dieb in der Nacht erfreut mit seiner erbeuteten Katze unterm Arm und den Mülltüten in der anderen Hand wieder zurück. Kurze Zeit später kam die Glücksmieze übers Dach zu uns, aber sie war schon satt. Tzzzz ...

Wir fuhren wieder über Sotta und über Figari in die Bucht von Figari, denn es blies ein kräftiger Wind von Ost. Also fuhren wir zur Westküste und hatten Recht, dass das Meer dieser Buchten nicht so sehr wellig war. Zu unserer Freude war der Strand auch nur von etwa zwanzig Menschen besucht, die sich über Hunderte von Metern am feinen Sand verteilten. Es war einfach herrlich, die Stille, der wolkenlose azurblaue Himmel und das kristallklare Wasser, welches wieder in allen erdenklichen Abstufungen von Türkis zu Kobaltblau schimmerte. Die Sonne strahlte bei 27 °C auf uns herab. Das Meer war noch angenehm warm und ich aalte mich im Nass und konnte mich am Glitzern der kleinen Wellen nicht satt sehen. Aber der leichte Wind an der Westküste lies uns wieder leichtsinnig werden und so holte sich Uwe noch einen leichten Sonnenbrand auf dem Bauch, weil man es gar nicht als heiß und brennend empfand. Nur weil Uwe Kopfschmerzen hatte und ihm teilweise schwindelig war, drängte ich zum Aufbruch, sonst wären wir wohl brutzelrot zurück gekehrt? Ich fuhr dann den Renault zurück zur Ferienwohnung. Uwe legte sich ein wenig hin und ich ging noch einmal einkaufen, um Brot zu holen. Langsam machte ich mir um Socke Sorgen. Minky und die Dreifarbige kamen um Futter zu holen und blieben. Eine Weile fand ich das auch ganz süß, als die Glückskatze zur trächtigen Minky ging und ihr über den Kopf und die Ohren schleckte. Aber dann wollte das kleine Biest ihre Mutter andauernd ins Ohr beißen und spielen. Sie umarmte mit ihren Pfötchen Minkys Hals und fing an zu raufen. Das Muttertier hatte aber überhaupt keine Lust, wehrte sich jedoch auch nicht. Geduldig ertrug sie das hyperaktive halbwüchsige Katzenkind. Ich nahm die Kleine herunter und gab ihr Spielzeug. Nein, dies war ihr alles zu profan ... es musste Minky wieder angegriffen werden. Da setzte ich die Glückskatze auf die Terrasse und schloss die Tür. Minky schlief dann seelenruhig ein.

Am späten Nachmittag sonnte ich mich noch eine Weile auf der Liege und dachte an Socke. Hoffentlich war ihm nichts passiert? Uwe war der Meinung, der Kater wäre ein großer Überlebenskünstler und ich war der Ansicht, dass ihm etwas passiert sein könnte. Ich überlegte schon, ob ich die Straße einmal ablaufen sollte und hinter der Ferienanlage im Korkeichenwäldchen bis zum Meer nachsehe? Aber dann kam mir die Idee doch albern vor. Er konnte überall sein und ich würde ihn sicher nicht finden. Vielleicht schlief er auf irgend einem anderen Balkon und ich machte mich dann zum Affen. Uwe meinte: „Wenn er nicht so einen bescheuerten Namen hätte, würde ich ihn ja mal rufen!“ Aber das war nicht so ernst gemeint, denn Socke wusste nicht, dass er so heißt. Er bekam sicherlich aller zwei Wochen andere Namen von den Feriengästen. Und selbst wenn ... unsere Katzen zu Hause wissen zwar genau wie sie heißen, kommen aber auch nur wenn sie wollen und Lust haben auf Zuruf. Es sind eben keine Hunde. Es begann schon zu dämmern und ich dachte, sollte ich nun Socke nicht mehr wieder sehen? War die Halluzination gestern Abend etwa das Letzte was ich von diesem süßen grauen Kater sah? Ich nervte Uwe mit meinen Visionen, dass er vom Dach gefallen sein könnte oder überfahren oder irgendjemand hatte ihn vielleicht eingesperrt und nun kam er nicht mehr heraus? Um 20.30 Uhr kam der Kater endlich über die Brüstung gehüpft und mir fiel ein Stein vom Herzen. Er fraß sein Futter und war offensichtlich sehr müde. Socke schlief auf seinem Stuhl ein und ich graulte ihn hin und wieder sein Fell. Als wir ihn mitten in der Nacht wieder hinaus stellten, verschwand er kurze Zeit später in die Dunkelheit. Er war eben doch ein richtiger Vagabund.

5. September 2003

Nein, auch diesmal kam keine der Katzen zum Frühstück. Es war ein bewölkter Tag und um die 25 °C warm. Einen Tag vor der Abreise zeigte sich Korsika etwas traurig, genau so wie unsere Stimmung. Morgen würden wir abreisen und dann, so prophezeite ich es Uwe, würde die Sonne wieder heiß herunter brennen, damit wir im Hafen beim Warten auf die Moby-Fähre noch einmal richtig schwitzen könnten! Denn wir standen jedes Mal im Juli oder Anfang August auf Korsika, in Italien oder in Griechenland am Hafen in der prallen Sonne und freuten uns auf das klimatisierte Schiff.

Bis Mittag hatte ich nun mein Buch „Die Frau aus Korsika“ auch ausgelesen. Ein toller Roman um Liebe, Leidenschaft, Verrat und wie sollte es anders sein ... um die Vendetta. Wir würden Mord dazu sagen.

Dann fingen wir schon einmal an, das einzupacken, was wir nicht mehr benötigten. Später fuhren wir noch einmal zum „Hyper U“ und kauften noch mehrere Flaschen korsischen Wein und Bierflaschen, die oben verkorkt sind. Fünf dieser Einliterflaschen hatte Uwe einigen seiner Kollegen versprochen. Ich bekam Niesanfälle und Schnupfen. Mit einemmal ging das los und ich hatte schon ein paar Stunden später eine rote Nase. Als ich am Abend noch einmal den Müll wegbrachte und noch Tempotaschentücher aus dem Auto holte, waren inzwischen Minky und Socke zum Abendessen erschienen. Ich graulte Söckchen noch einmal ordentlich durch, denn wer weiß, ob er noch einmal wieder kommen würde? Minky blieb den ganzen Abend bis spät bei uns liegen, während Socke seiner Abenteuerlust nachging und verschwand.

6. September 2003

Als ich in der Nacht auf die Toilette musste, merkte ich dass es regnete. Nun lag Minky auf der Terrasse im Stuhl und wurde nass. Ich ließ die feuchte Mieze erst einmal in die Wohnung und überlegte mit Uwe wo wir nun den Stuhl hinstellen sollten? Ich legte erst einmal ein trockenes Tuch auf die Sitzfläche und stellte den Plastiksessel unter das Vordach. Uwe meinte aber, dass es im offenen Treppenhaus vielleicht geschützter wäre. Leider sah dies Minky nicht so und sie rannte die Stufen hinab. Der Stuhl bleib dann für den Rest der Nacht unbenutzt. Das tat uns sehr leid. Der neue Tag begann wieder mit Sonnenschein. Die Miezekatzenrasselbande ließ sich nicht mehr blicken. Wir packten den Rest unserer Sachen, zahlten an der Rezeption noch die Endreinigung und die Kurtaxe von insgesamt 44 € und bekamen unsere 150 € Kaution zurück. Dann fuhren wir bei herrlichem Wetter Richtung Norden. Wieder vorbei an den herrlichen Buchten mit diesem Panoramablick und wir besuchten unseren ehemaligen Urlaubsort Bravone. Dort mussten wir erst einmal Schritt fahren, weil Schafe auf der Straße zu einer anderen Weide liefen. So ist Korsika und wir trotteten brav hinter den Schäflein mit dem PKW her. Wir hatten auch noch genügend Zeit. In Bravone hat sich einiges verändert. Die verlassene Ruinen-Ferienanlage, wo wir früher immer rumspazierten,  wurde abgerissen, der Pool mit Erde aufgefüllt, so dass nun wieder nur Natur übrig blieb. Ob das wunderbare Areal mit Meerblick und schöner Vegetation nun wieder bebaut werden sollte, oder ob es nun so bleibt, dass wissen wir natürlich nicht. Wir werden uns auf späteren Reisen überraschen lassen. Als wir nach Norden in Richtung Bastia weiter fahren, bewölkt sich der Himmel. In den hohen Bergen weiter westlich hängen tiefdunkle Gewitterwolken. Ich schöpfe schon etwas Hoffnung, dass meine Voraussage wegen der Warterei im Hafen bei gleißender Sonne, eventuell doch nicht eintritt? Es regnete einmal kurz und kräftig auf unserer Weiterfahrt und dann sahen wir von einer Anhöhe aus auf Bastia. Die Stadt lag im Sonnenschein umringt von dicken Wolken in den Bergen. Nun stellten wir doch wieder bei strahlender Sonne und 30 °C unser Auto in die Warteschlange am Hafen ab. Danach gingen wir noch ein wenig in Bastia bummeln. Im Hafen lag schon die Moby Wonder, die alsbald nach Genua abfuhr. Wir wären auch gerne über Genua zurück gefahren, hatten jedoch ein Ticket für die Moby Vincent ins toskanische Livorno. Beim Warten in der Schlange trafen wir auch unsere Wohnungsnachbarn wieder und Uwe fragte: „Na, habt ihr eine Katze eingesteckt?“ Und er erzählte, dass heute früh gar keine Mieze mehr kam. Dann erfuhren wir von ihnen, dass sie Socke die ganze Nacht bei sich in der Wohnung hatten und dass er im Bett schlafen durfte. Na nun war es uns klar, warum wir ihn nicht noch einmal sahen. Aber es war vielleicht auch besser so, dann fiel der Abschied leichter. Gegen 16.00 Uhr schipperten wir mit dieser Moby Fähre los. Für September war das Schiff doch noch reichlich gebucht. Die Sitzplatzsuche ging los und „vielen Dank“ an Frau Fester vom Reisebüro, die uns Anfang des Jahres immer sagte, dass die Fahrpläne von Moby Line noch nicht da gewesen wären. Obwohl ich ihr auch noch die Adresse von Moby sagte, blieb sie dabei. Dann buchten wir erst Mitte März. Dies tat ich sogar dann ohne Reisebüro direkt beim deutschen Vertreter in Wiesbaden und erfuhr, dass die Pläne pünktlich Anfang Januar da waren und das mein Reisebüro gar keine Agentur von Moby wäre, weswegen die dort auch keine Fahrpläne hatten. Nun waren wir damals reichlich spät dran mit unserer Buchung und eine Kabine für die Rückfahrt war nicht mehr zu bekommen. Na ja, die Stunden gingen auch so auf der Fähre vorüber. Ab und zu trafen wir auf dem Schiff die Ferienwohnungsnachbarn wieder und plauderten ein wenig. Durch die großen Glasscheiben vom Restaurant sahen wir einen schönen Sonnenuntergang und reichlich Kreuzfahrtschiffe, die Livorno am Abend verließen. Wir kamen mit Verspätung an und fuhren gegen 20.45 Uhr vom Schiff. Es ging wieder über den Apennin. In Florenz wollten wir doch noch nicht zur Zwischenübernachtung halten und durchfuhren das italienische „Stiefelgebirge“ Apennin erst mal ganz. Gegen Mitternacht hatte mich meine Erkältung voll im Griff. Selbst auf dem Schiff hatte ich unzählige Packungen Tempotaschentücher aufgebraucht und nun dröhnte mir der Schädel noch dazu. In Modena hatten wir an der Autobahn die Wahl zwischen dem 120 € teuren „Holiday Inn“ oder dem Motel „Emilia“ für 62 € fürs Doppelzimmer. Wir hatten es nicht bereut uns für die billigere Version entschieden zu haben. Das Dreisterne-Motel war wirklich ruhig, sehr sauber mit Klimaanlage, Föhn, Bidet, Minibar usw. Das Personal war auch mitten in der Nacht noch sehr nett. Ich fiel ins Bett und wollte nur noch pennen, was bei ständig triefender Nase nicht so einfach war.

7. September 2003

Bei herrlichem Sonnenschein fuhren wir dann weiter, verließen die Po-Ebene, durchquerten die Alpen und waren nach ca. zehn Stunden wieder zu Hause. Unsere beiden Miezen taten erst einmal ein wenig reserviert. Am späteren Abend hatte dann aber Grizabella wieder ausgeschnappt und schmuste in alter Manier.